FIRMA GROBE
Auf eigene Stärken besinnen
Wer heute einen Handwerksbetrieb erfolgreich führen will, braucht vor allem Weitblick. Karin Grobe hatte diesen früh: Schon während ihrer Schulzeit interessierte sie sich für Bildhauerei. Ihre Eltern brachten sie ab der siebten Klasse regelmäßig nach dem Unterricht nach Potsdam, wo sie am Modellierzirkel teilnahm, einer Art Freizeitkurs, ähnlich einer Volkshochschule. Die anschließende Suche nach einer Lehrstelle begann mit einer Absage: »Ich wollte eigentlich in Dresden Steinmetz werden und danach die Bildhauerei erlernen, aber in einem großen Unternehmen wurde ich abgelehnt, weil es dort für weibliche Lehrlinge keine sanitären Anlagen gab.« Heutzutage ist Gleichstellung ein großes Thema, damals aber wurden Frauen wegen solcher Dinge abgewiesen, erinnert sich Karin Grobe. Da sie keine andere Lehrstelle fand, begann sie die Ausbildung bei ihrem Vater Reiner Grobe. Bereits im zweiten Steinmetz-Lehrjahr fertigte sie Bildhauerarbeiten wie Zirkelpunktierungen und plastische Reliefs an. Nach der Gesellenprüfung legte sie mit der Meisterprüfung für Bildhauerei 1993 in Königslutter den Grundstein für ihre berufliche Laufbahn und stieg voll ins elterliche Unternehmen ein.
Seit drei Generationen ist die 1928 gegründete Firma in Familienhand, 2004 übernahm die Steinmetz- und Bildhauermeisterin das Geschäft von ihrem Vater. Mit 65% Umsatzanteil sind Grabmale das wichtigste Standbein, gefolgt von 30% aus dem Baubereich. Eine besondere Stärke ist die hohe Eigenfertigungsquote: Drei von vier Grabmalen oder -anlagen stammen aus der eigenen Produktion. Für eine möglichst große Gestaltungsfreiheit arbeitet Karin Grobe mit ihren beiden Mitarbeitern direkt ab der Rohtranche.
Dafür hat sie bei der Modernisierung ihrer gesamten Produktion massiv in einen modernen Maschinenpark von Burkhardt-Löffler investiert. Eine 5-Achs-CNC-Brückensäge LDZ 2000 mit automatischem Werkzeugwechsel und Vakuum-Vereinzelung sowie eine Tisch-Kantenschleifmaschine KSL 80 machten ab 2021 den Anfang, 2024 folgte der Flächenschleifautomat FSA 561 als jüngster Zuwachs. Die Entscheidung zugunsten Burkhardt-Löffler als Maschinenpartner fiel nicht kurzfristig, sondern beruhte auf einer langjährigen Zusammenarbeit: Bereits die Vorgängerin der aktuellen Tisch- Kantenmaschine war eine KSL 80 gewesen, damals noch aus dem Hause Löffler, die die Konstrukteure aus Langenaltheim 1998 exakt auf Maß in die Werkhalle einpassten. Aufgrund der guten Erfahrungen mit dem Service und der Ersatzteilversorgung –bei Bedarf sogar über Nacht – fiel die Entscheidung zugunsten weiterer Maschinen von Burkhardt-Löffler leicht, schildert die Unternehmerin.
So komfortabel der Umgang mit den leistungsfähigen Maschinen jetzt ist, so beschwerlich war die Arbeit beizeiten für Karin Grobes Eltern. Zu DDR-Zeiten war neben viel Fleiß vor allem viel Einfallsreichtum gefragt, besonders bei der Materialbeschaffung: »Oft haben wir nur kleine Stücke erhalten. Große, gesunde Steinblöcke wurden hauptsächlich in den Westen geliefert. Das Material wurde den Betrieben zugeteilt und war nie ausreichend. « Angesichts der Mangelwirtschaft machte Reiner Grobe aus der Not eine Tugend und löste das Problem, indem er alte Grabsteine aufkaufte und daraus mit einer in Eigenregie auf Absenkautomatik umgerüsteten Hensel-Säge Baujahr 1936, Druckluftwerkzeugen und Handschleifmaschinen neue Grabmale schuf, erinnert sich die Unternehmerin. Relief- und Bleischriften erweiterten das Repertoire und auch ein Kunsthandwerkerlehrgang trug dazu bei, gestalterisch neue Wege zu gehen. Durch solche Schritte konnte sich der Betrieb vor der Verstaatlichung schützen und privat bleiben. Nach der Wende war Rohmaterial in allen Größen und Varianten für die Grabmalproduktion erhältlich und der Betrieb investierte zügig in Maschinen.
Dank ihrer Kombination aus Liebe zum Handwerk, Erfahrung und Kreativität trotzt Karin Grobe den herausfordernden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Ihren guten Namen bei Auftraggebern hat sie sich mit viel Engagement und persönlichen Einsatz erarbeitet. Da sie nicht über den Preis, sondern über Qualität verkauft, behauptet sie sich gut gegen Import-Grabmale aus dem europäischen Ausland. Viel Sorgfalt und Pflege widmet die Unternehmerin ihrer Ausstellung, in der sie innovative Grabmalformen und besondere Materialien zeigt. So praktisch und günstig eine Präsentation in Katalogen oder Online-Shops scheinen mag, so wenig überzeugend lässt sich damit im Tagesgeschäft beraten. Kunden wollen Steine persönlich sehen, die Oberflächenbearbeitungen hautnah spüren. Dafür pflegt Karin Grobe die Zusammenarbeit mit Granitwerken wie Destag, Just, Böse und J. Petasch. Bei diesen Lieferantenpartnern sucht sie die zu ihrem eigenen Sortiment passenden Modelle aus und präsentiert sie auf ihrem Firmengelände. Immer öfter vertreten sind dabei traditionelle deutsche Steine. ROCHLITZER PORPHYR, BEUCHAER RYOLITH und andere Materialien erleben derzeit eine Renaissance und viele Kunden wünschen bewusst eine individuelle Gestaltung daraus. Die Nachfrage bestärkt Karin Grobe: Regionale Steine haben sehr wohl Chancen am Markt, sagt die Steinmetzmeisterin und ruft Berufskollegen auf, mehr Mut zu deutschen Materialien zu haben.
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ist gelernter Steinbildhauer und Kunsthistoriker. Als freier Redakteur veröffentlicht er Artikel zur Natursteingewinnung, -technologie und -anwendung. Weitere Schwerpunkte sind Fotografie, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit für Steinmetzbetriebe, Verbände und Institutionen.
Fotos: Burkhardt-Löffler